Heilige Kartäuser-Märtyrer – 4. Mai

Die heiligen Johannes, Augustinus, Robertus und Gefährten

Der hl. Ioannes Houghton war das erste Opfer der englischen Reformation und Haupt und Führer der Martyrer der Kartause in England. Er stammte aus einer ehrenhaften und ganz christlichen Familie aus der Grafschaft Essex. Er machte seine Studien an der Universität von Cambridge und verließ sie zwanzigjährig mit dem Titel “baccalarius” beider Rechte. Seine Familie hatte für ihn eine glänzende Partie vorbereitet, die er zurückwies. Gegen den Widerstand seiner Familie ließ er sich 1511 zum Priester weihen.

Ein redlicher und hartnäckiger Abscheu des «alten Menschen», der sich im Kampf gegen seine natürliche Veranlagung und die eigenen Bequemlichkeiten richtete, war seit dem Noviziat der ständige Gedanke dieses großen Dieners Gottes, der rasch eine tiefe und gediegene Demut erreichte – die Grundlage seines Fortschrittes, auf der alle Tugenden des Ordenslebens ruhen.

Die heftigsten Versuchungen ließen ihn heiteren Sinnes auf die göttliche Hilfe vertrauen. Seine Frömmigkeit war so zartfühlend, dass er häufig, besonders am Altar, die Tränen nicht zurückhalten konnte. Im Jahre 1523 zum Sacrista ernannt, gab er unserem Herrn ein außergewöhnliches Zeugnis der Liebe, als er die von einem Kranken erbrochene Hostie konsumierte. 1528 wurde er zum Procurator ernannt. Doch bewahrte er inmitten der Mühe und Zerstreuung seines Amtes den Geist der Sammlung und seiner gewohnheitsmäßigen Vereinigung mit Gott. A. D. 1531 zum Prior der Kartause Beauval erhoben und wenige Monate später einstimmig durch seine Mitbrüder der Londoner Kartause angefordert, ihr Haupt und Führer zu sein, widmete er von Anfang an alle seine Kräfte dazu, dass das göttliche Offizium, das die hauptsächliche Pflicht der Kartause ist, in vollkommenster Weise vollzogen werde.

«Wenn wir nutzlose Knechte bei den Dingen sind, zu denen wir verpflichtet sind», sagte er einmal im Kapitel wegen eines im Chor begangenen Fehlers, «was werden wir dann sein, wenn durch unsere Schuld nicht das getan wird, wozu wir verpflichtet sind? Kain wurde getadelt, weil er weniger würdige Opfer darbrachte, und das Gesetz des Moses forderte für Gott unbefleckte Opfer. Fürchten wir den Satz der Schrift: “Verflucht sei, wer das Werk Gottes nachlässig verrichtet!” P. Ioannes bemühte sich auch sehr eifrig um die Ausbildung und den geistlichen Fortschritt seiner Mitbrüder. Häufig fragte er sie nach der Verwendung ihrer Zeit und nach dem Grad der Reue, die sie über ihre begangenen Sünden hätten. Seine Fürsorge war fruchtbar, und unter seiner Leitung lebte das Haus in vollkommener Regeltreue, wie es in den Zeiten des ehrwürdigen Tynbygh gewesen war. Der geistliche Eifer ging so weit, dass man allgemein sagte: «Willst du Heilige sehen? Dann gehe in die Kartause von London.»

Im März 1534 hatte sich Heinrich VIII. von Catharina von Aragon, an die er durch die Ehe gebunden war, getrennt, ehelichte Anna Boleyn und versuchte, den aus dieser Verbindung stammenden Nachwuchs für rechtmäßig zu erklären. Dazu verfasste er eine Formel und drängte das Parlament dazu, die Fakten anzuerkennen. Im Wissen um die große moralische Autorität der Kartause von London in der ganzen Stadt gedachte er, die Mönche seinen Absichten gefügig zu machen. Zu diesem Zweck schickte er ihnen bereits im Monat April zwei Abgesandte und forderte von jedem Mitglied der Kommunität die volle Zustimmung zur königlichen Oberhoheit und zum Faktum der Nachfolge, so wie er diese in der vorgenannten Formel dargelegt hatte. Der P. Prior entgegnete: «Die Kartäuser haben die Gewohnheit, sich nicht in die Angelegenheiten der Regierung einzumischen. Darum berührt es uns nicht, etwas über die genannte Person zu sagen, und uns um die Ehren des Thrones oder die Frage der Nachfolge des Thrones zu sorgen.» Von dieser Antwort wenig zufriedengestellt, versammelten die königlichen Abgesandten die Klostergemeinde im Kapitelsaal und zwangen zunächst den Prior, seine Meinung zu offenbaren. Dieser antwortete: «Ich sehe nicht ein, wie eine Ehe (die Heinrichs VIII. mit Catharina von Aragon), die von der Kirche gesegnet und bis heute gültig war, plötzlich für null und nichtig erklärt wird …» Ohne ihn ausreden zu lassen, wurden er und der P. Procurator als Gefangene zum Tower geführt. Aber durch den Bischof von London beraten, dass die Frage der Thronnachfolge keine besondere Bedeutung habe, um sich deswegen dem Tod auszusetzen, leisteten sie den Eid, doch unter dem Vorbehalt, dass sie dies nur täten, soweit es das Gesetz Gottes zulasse. Diesen Eid und die Klausel unterschrieb, ohne wesentliche Zweifel und Einschränkungen, am 6. Juni die ganze Kommunität.

Aufgrund seines häretischen Irrsinns und durch seine schlechten Ratgeber Cranmer und Cromwell falsch beraten, ließ der Monarch am 4. November durch das Parlament eine ausdrückliche endgültige Erklärung gutheißen, nach der er und seine Nachfolger als die einzigen höchsten Häupter der Kirche in England anzuerkennen seien. Dabei wurde der vorige einschränkende Satz, «insofern es nicht gegen das Gesetz Gottes sei», unterdrückt. Es wurde ferner angeordnet, dass der, welcher sich dieser Anordnung widersetze, des Hochverrats schuldig sei und als solcher verurteilt und hingerichtet werde. Es wurde weiterhin angeordnet, dass alle Bischöfe und jeder Weltpriester oder Ordensmann einen neuen Eid ablegen müsse. Durch diesen würden sie die Oberhoheit des Papstes ablehnen und die des Königs anerkennen. Sie sollten schwören, niemals zuzustimmen, dass der Bischof von Rom irgendeine Autorität im Königreich ausüben dürfe. Sie sollten versprechen, dass sie nie an ihn appellieren, nie an ihn schreiben, nie jemanden zu ihm schicken, nie eine Botschaft von ihm empfangen, sondern sich unmittelbar an den König wenden würden.

Angesichts dieses neuen Standes der Dinge beschloss unser heiliger Prior nach pflichtgemäßer Beratung, eher zu sterben, als den König als Haupt der Kirche anzuerkennen und den Stellvertreter Jesu Christi zu verleugnen. Nachdem er die Klostergemeinde im Kapitelsaal versammelt hatte, gab er ihr Rechenschaft von der Lage. Einmütig bekräftigten alle: «Wir verschanzen uns in die Einfalt unserer Herzen. Himmel und Erde geben Rechenschaft von unserer Unschuld». Der Prior entgegnete: «Ein solcher Tod wird diejenigen zum ewigen Leben gebären, welche die Regel tot für die Welt und für sich selbst gemacht hat». Und sie beschlossen, sich mit einem Triduum von besonderen Übungen auf das Martyrium vorzubereiten. Am ersten Tag legten alle bei wem sie wollten eine Generalbeichte ab. Dazu gab der Prior allen Priestern im Haus Beichtvollmacht. Am zweiten Tag versammelten sich alle im Kapitelsaal und der Prior kniete sich vor jeden hin, beim P. Vicarius angefangen bis zum letzten Conversen, und bat um Verzeihung für seine Nachlässigkeiten und sein schlechtes Beispiel. Dann vollzogen alle, einer nach dem anderen, denselben Akt der Demut und Liebe. Am dritten Tag feierte der Prior die Konventmesse vom Heiligen Geist. Und dies war, so könnte man sagen, das Pfingstfest unserer Martyrer, denn während der Erhebung der Hostie hörte die ganze, ergriffene Kommunität, wie eine sanfte Brise durch die ganze Kirche hindurchging, während sie in sich ein geheimnisvolles göttliches Wirken und einen unerklärlichen Trost sowie eine Kraft in ihre Seelen eindringen verspürte. Der heilige Prior, der unbeweglich am Altar stand, musste mehrmals das heilige Opfer unterbrechen, weil er von einer unbeschreiblichen Rührung ergriffen wurde. Es war der Geist des Abendmahlsaales, der kam, um die Kämpfer für Christus mit der Kraft aus der Höhe zu bekleiden. Und all die, welche dieser Gnade mit dem Gebet und der Heiligkeit des Lebens entsprachen, «wuschen ihre Kleider im Blute des Lammes».

Einige Tage später kamen P. Robertus Lawrence, Prior von Beauval, der Professe der Londoner Kartause war, und P. Augustinus Webster, Prior von Axholme, in die Kartause von London, um Rücksprache mit den Patres zu halten und um Verhaltensweisen zu erbitten. P. Ioannes war nämlich seit dem Generalkapitel von 1532 Visitator der englischen Ordensprovinz. Nach langer Überlegung kamen sie überein, ihr Glück zu versuchen und ihre Häuser zu retten. Sie begaben sich zum Minister Cromwell, um ihn zu bitten, die Einsiedler nicht mehr zu beunruhigen, deren Leben einzig dem Gebet und dem Opfer für die Seelen gewidmet sei. Das Ergebnis war so ungünstig, dass sie sogleich als Hochverräter zum Tower gebracht wurden. Jeder Art von Quälereien unterworfen, wurden sie verurteilt, nachdem der Minister persönlich vergeblich versucht hatte, sie wankend zu machen. Heute noch bewahrt man im offiziellen englischen Archiv die Urkunde auf, welche die unbesiegten Bekenner des Glaubens und der Treue zum Papsttum unterschreiben sollten. Mangels ihrer Unterschrift findet sich auf der Rückseite derselben eine Anmerkung, die den Grund angibt, weshalb die Diener Gottes sterben mussten: «Ioannes Houghton erklärt, er könne den König, unseren Souverän, nicht als Haupt der Kirche in England im Gegensatz zu den Aposteln Jesu Christi anerkennen. – Robertus Lawrence bekennt, dass es nur eine einzige katholische Kirche göttlicher Herkunft, unter der Autorität des Bischofs von Rom gebe. Er verzichte folglich darauf, die königliche Oberhoheit anzuerkennen. – Augustinus Webster erhebt den Anspruch, dass das Haupt der Kirche nicht der König ist, sondern der Bischof von Rom, das heißt, jener, der von den Kirchenlehrern Ambrosius und Hieronymus als solcher erklärt wurde.»

Nach einer langen Debatte und unter Androhung des Todes erklärte das Geschworenengericht sie für schuldig. Sie wurden des Hochverrats schuldig befunden und aus diesem Grund dem barbarischen Tod unterworfen, der damals in England für Verräter üblich war: «geschleift, gehenkt, aufgeschlitzt und gevierteilt». – Unsere Seligen wurden auf ein Rohrgeflecht gebunden; dieses wurde an Pferdeschwänzen befestigt und vom Tower nach Tynburn, dem Hinrichtungsort, gezogen. Der Erste war der Prior der Londoner Kartause Ioannes Houghton. Als er bereits auf dem Rohrgeflecht befestigt war, wurde er durch einen Vertreter des Königs von neuem aufgefordert, dem Bischof von Rom abtrünnig zu werden und den König als oberstes Haupt der Kirche in England anzuerkennen. Das lehnte unser Heiliger ab, wandte sich an das Volk und sagte: «Ich rufe Gott zum Zeugen an …, dass ich, wenn ich dem König, unserem Herrn, nicht gehorche, dies nicht aus Hartnäckigkeit, noch Bosheit, noch im Geist der Auflehnung tue, sondern weil mich mein Gewissen dazu zwingt. Bei dem Gegensatz der Dekrete Ihrer Majestät und des Parlamentes zu den Gesetzen der Kirche, unserer gemeinsamen Mutter, ist es meine Pflicht, mich mit der Hilfe Gottes den Anordnungen Roms zu unterwerfen. So werde ich den Gehorsam, den ich ihr schulde, nicht verfehlen, selbst wenn ich dafür tausend Tode erleiden würde. Betet für mich und habt Erbarmen mit meinen Mitbrüdern, deren unwürdiger Prior ich war». Dann bat er den Henker um einige Augenblicke, und man hörte ihn mit großer Ergriffenheit, die ersten sechs Verse des 30. (31.) Psalms beten. Diese hatte er so viele Male in der Einsamkeit seiner Zelle beim Offizium der Marien-Komplet gebetet: « Auf Dich, Herr, habe ich gehofft, lass mich nicht zuschanden werden auf ewig; in Deiner Gerechtigkeit befreie mich! Neige zu mir Dein Ohr; eile, mich zu retten! Sei mir Schutzgott und ein Haus der Zuflucht, um mich heil zu machen. Denn meine Stärke und meine Zuflucht bist Du, und um Deines Namens willen wirst Du mich führen und mich ernähren. Du wirst mich ziehen aus dieser Schlinge, die sie mir heimlich legten, denn Du bist mein Schützer. In Deine Hände befehle ich meinen Geist; Du hast mich erlöst, Herr, Du Gott der Wahrheit.»

Nachdem man dem Prior einen Strick um den Hals gelegt hatte, wurde er gehenkt. Als der Henker die ersten Merkmale der Erwürgung feststellte, schnitt er das Seil durch, und der Körper fiel offensichtlich ohne Leben zu Boden. Er war jedoch nur durch den Druck des Seiles halb erwürgt und durch den Fall betäubt. Dann begann der entsetzliche Schlussakt. Zu einem Brett geschleppt, das sich nahe dem Ort befand, befestigte man ihn darauf, schnitt ihm den Leib auf, als ob er ein totes Tier wäre, und riss ihm die Eingeweide nacheinander heraus. Nicht einen Klagelaut hauchte der heilige Martyrer aus. Er sagte nur: «Liebster Jesus, erbarme Dich meiner in dieser Stunde!» Wahrlich, was für eine Stunde! Noch immer schlug sein Herz. Als die Hand des Henkers dieses ergriff, um es herauszureißen, hörte man den Prior ausrufen: «Mein Jesus, was machst Du mit meinem Herzen?» Nachdem er diese Worte ausgesprochen hatte, ging seine Seele zum Schöpfer. Die Leiche wurde gevierteilt und die Stücke gekocht. Diese wurden dann an den meist besuchten Orten der Stadt angenagelt. Auf ausdrücklichen Befehl des Königs wurde der rechte Arm des Priors an die Klosterpforte genagelt, um die Mönche einzuschüchtern und unterwürfig zu machen. Doch jene unbeugsamen Glaubenskämpfer wankten nicht, als einer nach dem anderen hingerichtet wurde. Sie blieben der Losung treu, die ihnen der heilige Prior gegeben hatte: «Auch ihr werdet tun, was ihr mich habt tun sehen». Tatsächlich kamen die königlichen Abgesandten am Tag nach der Hinrichtung des Priors zurück und begannen mit ihren nutzlosen Bemühungen, sie zum Glaubensabfall zu bewegen. Zuerst wurden nun der selige Vicarius, P. Humfridus Middlemore, der Procurator, P. Villelmus Exmew und P. Sebastianus Newdigate, Sohn von Lord John Newdigate und Neffe von Lord Bormers eingekerkert. Der zuletzt Genannte hatte am Hof Heinrichs VIII. geglänzt, dessen enger Hausfreund er war. Als ihn seine Schwester auf das skandalöse Verhalten des Monarchen aufmerksam machte und bewies, der König habe 1524 seine Braut ermordet, trat P. Sebastianus zur großen Erbauung des ganzen Hofes und der Stadt in die Kartause ein. Auf den Wegen der Vollkommenheit machte er rasch große Fortschritte. Nach Empfang der heiligen Weihen wurde er bald als einer der eifrigsten Mönche angesehen, der große sittliche Autorität und Einfluss auf‘ die Kommunität und die adlige Umwelt ausübte.

Mit einem Eisenring um den Hals wurden diese drei Mönche an der Mauer befestigt. Ihre Hände wurden mit Handschellen gefesselt und die Füße in den Block gesteckt. So blieben sie 14 Tage in dieser barbarischen Tortur stehen. Obwohl ihr Körper durch die Qual und Schlaflosigkeit ermattete, waren sie gezwungen, in dieser Haltung stehenzubleiben, um nicht durch den Ring um den Hals erwürgt zu werden.

Als der König benachrichtigt wurde, in welcher Lage sich einer seiner engsten Hausfreunde befand, eilte er zweimal persönlich herbei, «um ihn zur Vernunft zu bringen». Und er nötigte ihn mit den schmeichlerischsten Worten, den Eid abzulegen. Die letzten Worte des Martyrers angesichts solchen Begehrens waren: «Ich kann ohne Sünde nicht schwören, und sündigen ist niemals erlaubt». Er wurde dann zum Tower gebracht und seine Behandlung etwas erleichtert. Der König kam zurück, um den Diener Gottes zu versuchen, aber alles war umsonst. Er gab keine Antwort. Deswegen war der König erzürnt und wütend und befahl, ihn mit den beiden anderen Kartäusern am 11. Juni zum Tode zu verurteilen. Die Hinrichtung fand am 19. Juni 1535 mit ähnlichen Martern für alle drei statt.

Kurze Zeit später wurden Ioannes Cardinal Fisher und Lordkanzler Thomas Morus gemartert, was den Unwillen im ganzen Reich vermehrte. Dies, zusammen mit dem Tod der Königin Catharina und dem Prozess, der Verurteilung und dem Tod von Anna Boleyn, waren der Grund, dass die Gewalttätigkeiten gegen die Kartause eine Zeitlang aufgeschoben wurden. Und das freilich nur in dem Sinn, dass die Prozesse und Hinrichtungen vorläufig eingestellt wurden. Allerdings kamen königliche Beamte, um sich im Kreuzgang selbst einzurichten. Sie sollten das Leben der Kommunität belästigen und unmöglich machen. Diese sah sich dem Hunger und schlimmeren Behandlungen wie auch einer intensiven häretischen Kampagne ausgesetzt. Von der Außenwelt abgeschnitten und ohne Hirte hielt die ganze Kommunität durch ein Wunder der Gnade im allgemeinen den Anfechtungen stand. Andererseits ließen sich einige Abfälle beklagen. Und noch dazu stellten sie an die Spitze des Hauses als Prior einen Abtrünnigen, einen Häretiker und Apostat. Sie meinten, vorher einige der Mönche von der Kommunität trennen zu müssen, die durch ihre Tugenden und ihr Wissen größere Autorität besaßen, um dadurch für den «neuen Prior» freien Raum zu schaffen. Zu diesem Zweck wurden Ioannes Fox und Mauritius Chauncy aus dem Haus entfernt. Letzterem gelang es, zum Festland zu fliehen. Dieser verfasste dann «Die Geschichte der englischen Martyrer», die unsere Hauptquelle für die Kenntnis der Ereignisse bildet. P. Ioannes Rochester und P. Iacobus Walworth wurden zur Kartause Hull geschickt, die sich der Häresie unterworfen hatte. Dort wurden sie als dem neuen Haupt der englischen Kirche Abspenstige und hartnäckige Anhänger des Bischofs von Rom verurteilt und verdammt. Man befreite sie von der Strafe, dass man ihnen «den Bauch aufschlitzte und sie vierteilte». Dafür wurden sie am 11. Mai 1537 an Eisenketten aufgehängt und ihre Leiber der Strenge der Witterung und der Gefräßigkeit der Raubvögel ausgesetzt, bis man sie wegen Seuchengefahr herabnahm und begrub.

Doch der Widerstand in der Kartause ging weiter. Der neue Prior suchte mit Unterstützung anderer abgefallener Mönche, die zu diesem Zweck herbeigezogen worden waren, einen Teil der Kommunität zu betören. Darum erging am 18. Mai 1537 ein offizielles Dokument zur Apostasie mit entsprechendem Eid. Zehn Kartäuser, unter ihnen sechs Conversen, die zum Rest der Kommunität gehörten, traten vor und bekräftigten mit einem energischen Protest gegenüber dem Ultimatum der königlichen Visitatoren ihre Treue zum Stellvertreter Christi. Wenige Tage später wurden sie in den Kerker gebracht und derselben Tortur des Ringes um den Hals und der Kette unterworfen, von der wir oben sprachen. Dazu kam der Hunger. Eine verkleidete Frau konnte ihnen einen Monat lang Nahrung verschaffen. Der Minister schöpfte Verdacht und drohte dem Kerkermeister mit dem Tod wegen seiner mangelnden Wachsamkeit, und so starben unsere Helden an Entkräftung einer nach dem anderen. Am 6. Juni starb der sel. Villelmus Greenwood, am 8. der sel. Diakon Ioannes Davy, am 9. der sel. Converse Robertus Salt, am 16. der sel. Converse Thomas Redyng, am 10. der sel. Converse Valtherus Pierson und der Priester Thomas Green, am 15 der sel. Converse Thomas Scryven. Im Monat August starb am 9. der Priester Richardus Beer und am 20. September der sel. Priester Thomas Johnson. Der sel. Bruder Villelmus Horn hatte allein überlebt. Ihm verschaffte man die unverzichtbare Nahrung, damit er nicht sterbe. So blieb er drei lange Jahre mit heiliger und heroischer Standhaftigkeit am Leben, um für die geistliche Oberhoheit des Römischen Papstes Zeugnis abzulegen. Der größere Teil der Würdenträger der Kirche in England beugte sich furchtsam vor der königlichen Macht. Endlich erhielt der sel. Villelmus am 4. August 1540, auf dieselbe Weise wie der erste unserer Martyrer hingerichtet, die himmlische Krone. Nachdem Minister Cromwell, der persönlich die Zerstörung der Kartause geleitet hatte, in die Ungnade seines Königs gefallen war, wurde auch er hingerichtet. Ebenso erlitten alle die, welche bei dieser unseligen Angelegenheit mitgewirkt hatten, einen gewaltsamen und schändlichen Tod, wie die Geschichte bezeugt. Aber auch die Apostaten, die glaubten mit ihrer Willfährigkeit sich und die Kartause retten zu können, wurden am 15. November 1537 schimpflich aus der Kartause ausgestoßen, um niemals mehr zurückzukehren.

Der Kartäuserorden hat immer seine in England aus Hass gegenüber dem Stellvertreter Jesu Christi geopferten Söhne für Martyrer gehalten. Er bemühte sich bei verschiedenen Gelegenheiten, um von Rom die Bestätigung ihres Kultes zu erlangen. Doch die Zeiten waren dafür nicht günstig. Erst Ende des 19. Jahrhunderts unterzeichnete Seine Heiligkeit, Papst Leo XIII., am 9. Dezember 1886 ein Dekret, das am 29. desselben Monats veröffentlicht wurde.

Dieses Dekret erklärte 34 Opfer der Reformation in England als Selige. Unter ihnen befanden sich unsere 18 Martyrer. Das Generalkapitel des Jahres 1887 veröffentlichte in einer Anordnung dieses Dekret und bestimmte, dass das Fest unserer Seligen jährlich als Hochfest gefeiert werden solle. Später wurde das Fest zum einfachen XII-Lesungsfest herabgesetzt. Das Generalkapitel von 1897 kündigte ein Schreiben der heiligen Ablasskongregation an, die dem Kartäuserorden am genannten 4. Mai einen vollkommenen Ablass gewährte, der unter den gewöhnlichen Bedingungen gewonnen werden kann.

Am 25. Oktober 1970 sprach der Papst, Paulus Vl., die drei ersten Kartäuser, die ihr Leben aus Treue zum Nachfolger des hl. Petrus hingegeben hatten, heilig: den sel. Ioannes Houghton, Prior der Londoner Kartause, den sel. Augustinus Webster, Prior von Axholme und den sel. Robertus Lawrence, Prior von Beauval. Diese wurden zusammen mit einer Gruppe ihrer englischen Zeitgenossen aus verschiedenen Ständen und sozialen Stellungen heiliggesprochen, weil sie das Kreuz Christi vorzogen, bevor sie dem Kaiser gaben, was Gott allein gebührt.

Gebet:

Omnípotens ætérne Deus, qui in beátis servis tuis Ioánne, Augustíno, Robérto eorúmque sóciis ob invíctam fídei ac suprémi pontificátus iúrium confessiónem apud Angliæ gentes primítias mártyrum cartusianórum glorióse consecrásti : concéde, quǽsumus / ut, ipsórum méritis et intercessióne : in apostólicæ unitátis petra solidáti et ab ingruéntibus malis et perículis expedíti / secúra tibi mente famulémur : Per Dóminum.
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Allmächtiger, ewiger Gott, Du hast in Deinen seligen Dienern Ioannes, Augustinus, Robertus und ihren Gefährten wegen dem unbesiegten Bekenntnis zum Glauben und zu den Rechten des obersten Bischofsamtes bei den Stämmen Englands die Erstlinge an Kartäuser-Martyrern ruhmvoll geweiht; gewähre, so bitten wir, dass wir durch ihre Verdienste und auf ihre Fürsprache, festgegründet auf dem Felsen apostolischer Einheit und von den bedrängenden Übeln und Gefahren befreit, Dir mit furchtlosem Herzen dienen. Durch unseren Herrn.

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Quelle :

[1] https://brunonis.net/2021/05/02/heilige-kartauser-martyrer-4-mai-1-von-3
[2] https://brunonis.net/2021/05/03/heilige-kartauser-martyrer-4-mai-2-von-3
[3] https://brunonis.net/2021/05/04/heilige-kartauser-martyrer-4-mai-3-von-3


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